Wissen, was drin ist: Lebensnotwendig bei Nahrungsmittelallergien!
In aller Kürze:
In diesem Blogartikel erfährst du,
- wie du bei Nahrungsmittelallergien erkennst, ob bzw. welche Allergene im Essen enthalten oder nicht enthalten sind,
- wo das Risiko für versteckte Allergene besonders hoch ist und
- wie du auf unerwartete Allergenquellen vorbereitet sein kannst.
In lang:
„Du siehst mich nicht, also bin ich nicht da!“ – kennst du dieses Kinderspiel? Kleine Kinder halten sich die Hände vor die Augen und glauben dann, dass sie in dem Moment, wo sie selbst nichts mehr sehen können, auch nicht mehr zu sehen, also versteckt sind.
(…hier auch zum Anhören im Nuss-Knacker-Podcast:)
Versteckspiel – lustig für Kinder, gefährlich bei Nahrungsmittelallergie
Was als Kinderspiel lustig ist, kann bei einer Nahrungsmittelallergie lebensbedrohlich werden. Nahrungsmittelallergiker sind darauf angewiesen, möglichst sicher und genau zu wissen, was in ihrem Essen enthalten ist und was nicht. Leider sieht man einem Lebensmittel meistens nicht an, ob und welche Allergene darin enthalten sind. Und die Tatsache, dass man ein Allergen (wie z.B. Milcheiweiß, Haselnuss oder Erdnuss) nicht sieht, bedeutet leider nicht automatisch, dass das Allergen nicht enthalten ist – als Zutat oder als mögliche Verunreinigungen bzw. als sogenannte „Spur“.
Jede einzelne allergische Reaktion ist belastend
So dramatisch, wie es klingt, kann es dabei im schlimmsten Fall tatsächlich um Leben oder Tod gehen. Statistisch betrachtet sind tödliche anaphylaktische Reaktionen auf Lebensmittel zwar extrem selten, aber sie kommen vor. Und leider weiß man zu Beginn einer Reaktion nicht, wie leicht oder schwer sie verlaufen wird, so dass auch bei „milden“ oder „mittelschweren“ Anaphylaxien die Angst immer mitschwingt (mal ganz davon abgesehen, dass jede einzelne Reaktion körperlich und psychisch belastend ist).
Als Allergiker ist man also zu 100 % darauf angewiesen, detailliert zu wissen, was man isst und trinkt. Und bei Kindern steigt diese Verantwortung noch mal umso mehr, denn Kinder können sich nicht selbst helfen und brauchen die Lebensmittelkontrolle durch die betreuenden Erwachsenen.
Wie erkennt man, ob Allergene enthalten sind oder nicht?
„Always read before you eat!“
Zum einen gibt es seit 2005 eine EU-weite Kennzeichnungspflicht für die 14 häufigsten Allergieauslöser, u.a. Milch, Ei, Erdnuss, glutenhaltiges Getreide und Nüsse/Schalenfrüchte – bei den letzten beiden unter namentlicher Nennung der einzelnen Sorten. Sobald diese Allergene oder daraus hergestellte Erzeugnisse bewusst, gemäß Rezeptur in einem Lebensmittel enthalten sind, müssen sie deklariert werden, egal, wie gering die Menge auch sein mag.
Von daher gilt: immer lesen, bevor du etwas isst!
“…when in doubt, leave it out!“
Allerdings ist diese Kennzeichnungspflicht ausschließlich auf die allergenen Zutaten begrenzt. Die Kennzeichnung von sogenannten „Spuren“, d.h. eine mögliche Kreuzkontamination bzw. unbeabsichtigte Verunreinigung durch Allergene ist hingegen freiwillig. Dementsprechend ist auch nicht definiert, welche Allergenmenge als „Spur“ bezeichnet wird. Insofern gilt zusätzlich: immer lesen, bevor du etwas isst – wenn du nicht sicher bist, lass es lieber weg!
Verpackte vs. lose Ware
Was für verpackte Ware gilt, gilt EU-weit seit 2014 (in Deutschland seit 2016) im Prinzip auch für lose bzw. unverpackt verkaufte Ware, z.B. beim Bäcker, Metzger, im Restaurant etc. Auch hier ist die Deklaration der allergenen Zutaten verpflichtend, nicht aber der möglichen „Spuren“, und das bei einem deutlich erhöhten Risiko von Kreuzkontaminationen aufgrund der offenen Zubereitung, Lagerung etc.
In Deutschland reicht übrigens bei der losen Ware die mündliche Auskunft aus, wenn die schriftliche Information einsehbar ist. Wenn die mündliche Auskunft nicht möglich sein sollte, weil z.B. in der Kita oder in der Schule das Essen vorbestellt wird, dann müssen die Informationen schon bei der Bestellung, also vor der Kaufentscheidung vorliegen.
Risikoprodukte bei Nahrungsmittelallergien
Bei zahlreichen Lebensmitteln würde man als nichtkundiger Verbraucher denken:
Da KANN einfach nichts drin sein! Dieser Eindruck täuscht allerdings, denn rein theoretisch können wirklich in jedem Produkt Allergene oder Allergenspuren enthalten sein.
Allerdings stellt sich dann die Frage, wie relevant die Menge der möglicherweise enthaltenen „Spur“ für die betroffenen AllergikerInnen individuell ist. Gewürze z.B. bergen aufgrund des ohnehin geringen Anteils am gesamten Essen ein eher geringes Risiko für die allermeisten AllergikerInnen (WICHTIG: Es ist nicht vollständig auszuschließen, dass auch diese extrem geringe Menge zu schweren Anaphylaxien führt – bitte im Einzelfall immer die behandelnden ÄrztInnen fragen!). Andererseits haben bestimmte Produkte oder Produkt-Kategorien eine überdurchschnittlich hohe Wahrscheinlichkeit, „Spuren“ in relevanter Menge zu enthalten – hier spricht man von sog. „Risikoprodukten“.
Erhöhtes Risiko bei „loser Ware“
Wie bereits erwähnt, gilt offen verkaufte Ware grundsätzlich eher als risikobehaftet, weil der Umgang mit unverpackten Lebensmitteln bei der Herstellung, Zubereitung, Lagerung, Auslieferung etc. per se eine hohe Wahrscheinlichkeit hat, mit anderen, allergenhaltigen Lebensmitteln in Kontakt zu kommen.
Risikoprodukte bei Erdnussallergie und Nussallergie
Darüber hinaus besteht für Produkte, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der Herstellung in Kontakt mit größeren Allergenmengen kommen können, ebenfalls ein größeres Kontaminations-Risiko.
Bei Nüssen und Erdnüssen betrifft das z.B. alle Müsli-Produkte, Produkte mit Körnern und Samen, generell Gebäck und speziell süßes Gebäck, sowie Schokolade, Eis, Desserts u.v.m.
Und bei „loser Ware“ hat man z.B. mit einer Erdnussallergie ein wesentlich höheres Risiko in der chinesischen/ asiatischen als im italienischen Restaurant, und in der Kita- und Schulverpflegung besteht ein wesentlich höheres Risiko beim Dessert als bei Nudeln oder Reis.
Lesen, lesen, lesen!
Dennoch:
Pauschal „sicher“ ist nichts, denn auch in der Nudelsoße, im Salat-Topping oder in allen möglichen sonstigen Produkten können Nüsse, Erdnüsse oder „Spuren“ davon vorkommen.
Generell können alle Allergene überall drin sein. Mit dem Hinweis auf „Risikoprodukte“ möchte lediglich dafür sensibilisieren, dass manche Produkte per se ein höheres Risiko haben als andere. Unterm Strich führt aber kein Weg daran vorbei, bei jedem einzelnen Produkt die Zutatenlisten zu lesen sowie gründliche Recherche bezüglich des möglichen Spurenrisikos zu betreiben – zumal sich Zutaten- und Spurenangaben jederzeit ohne gesonderten Hinweis ändern können.
(Kleiner Hinweis am Rande: Für die aktuellen Weihnachts-Leckereien habe ich diese Recherche schon für dich durchgeführt – hol dir 👉 hier meine Weihnachtsliste 2022 mit >150 Produkten inkl. Workshop-Aufzeichnung und erspare dir die lange, frustrierende Produktsuche im Supermarkt!)
Allergene in Non Food-Produkten
Nahrungsmittel-Allergene verstecken sich teilweise auch in Nicht-Lebensmitteln, also in sog. Non Food-Produkten wie z.B. Medikamenten, Kosmetika, Hygieneartikeln, Tierfutter u.v.m. Diese unterliegen leider nicht den gleichen Deklarationsvorgaben wie Lebensmittel, so dass es wesentlich schwieriger ist, hier überhaupt Allergene zu erkennen.
Gut informiert = gut vorbereitet!
Mit einem gewissen Restrisiko wird man wohl immer leben müssen, so lang man nicht alle Lebensmittel und Nicht-Lebensmittel selbst herstellen möchte… Aber du kannst dich insofern etwas entlasten, als dass du dich gut und praxisnah informierst, indem du z.B. von den Stolperfallen profitierst, in die andere vor dir schon mal hineingetappt sind. Wenn du schon mal von Risikoprodukt A, Situation B oder unerwarteten Allergenen in Produkt C gehört bzw. gelesen hast, wird es dich bzw. dein Kind wahrscheinlich nicht so „kalt erwischen“, wenn euch solch eine Stolperfalle begegnet. Stattdessen seid ihr dann gut vorbereitet und tappt nicht ahnungslos hinein.
Der Allergie-Adventskalender 2022
Daher möchte ich dich herzlich einladen, am diesjährigen (kostenfreien) Allergie-Adventskalender teilzunehmen: Vom 1.-24. Dezember 2022 bekommst du jeden Tag einen wertvollen Stolperfallen-Hinweis per Mail, damit du diese Stolperfallen zukünftig erkennen und vermeiden kannst. Zu gewinnen gibt es auch was!
Infos und Anmeldung hier:
👉 Allergie-Adventskalender mit 24 Stolperfallen bei Nuss- und Erdnussallergie
Zum Schluss möchte ich dir diese schönen (englischen) Merksprüche mitgeben, die eigentlich wunderbar zusammenfassen, worauf es ankommt:
- Always read before you eat – when in doubt, leave it out: Immer lesen, bevor du isst, und wenn du nicht sicher bist, lass es lieber weg!
- Better safe than sorry: Sicher ist sicher bzw. geh lieber auf „Nummer sicher“, als es später zu bereuen!
- Be prepared: Sei immer gut vorbereitet!
Herzlichst
Kristina Schmidt
P.S. Kann Spuren von Wissen enthalten!
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