3 Tipps zur Diagnose Erdnussallergie

In aller Kürze: *)

  1. Strebe eine möglichst gute Diagnostik an!
  2. Kümmere dich um möglichst gute und umfassende Aufklärung!
  3. Sorge gut für dich selbst!

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In länger – für alle, die es genauer wissen wollen:

Lebensbetreffende Diagnose Erdnussallergie

Die Diagnose Erdnussallergie, Nussallergie oder jede andere Nahrungsmittelallergie mit Anaphylaxie-Risiko ist für die meisten Eltern erstmal ein Schock!

Egal, ob du bei deinem Kind eine anaphylaktische Reaktion miterleben musstest oder ob es sich „bloß“ um einen Verdacht nach einem positiven Allergietest handelt: Diese Diagnose, verbunden mit dem Ausstellen eines Notfallsets mit Adrenalin-Autoinjektor sowie einer Empfehlung, „Spuren von …“ zu meiden, ist LEBENSBETREFFEND – es sind nahezu alle Bereiche des Lebens betroffen!

Was also kannst du tun?

Mein Tipp Nr. 1: Strebe eine möglichst gute Diagnostik an!

Ein positiver Allergietest ist noch keine Allergie.

Anders gesagt: Ein positiver Allergietest allein reicht nicht aus, um eine Allergie nachzuweisen, er weist erstmal nur auf eine Sensibilisierung hin. Vielleicht sollte man ihn besser „Sensibilisierungstest“ nennen…

Ganz oft stellen sich in meiner Facebookgruppe verunsicherte Mütter vor, deren Kinder rein auf Basis eines Zufallsbefundes Lebensmittel (teils auch solche, die bisher vertragen wurden) meiden und ein Notfallset mit sich führen sollen. Oder – das andere Extrem – nach einer anaphylaktischen Reaktion keine weitere Diagnostik und kein Notfallset bekommen, weil das Kind noch zu klein dafür sei. Natürlich muss man immer den Einzelfall betrachten, und Diagnostik, Medikamenten- und Therapieempfehlungen gehören immer in ärztliche Hände*). Aber:

Unnötige Meidungsempfehlungen, unnötiges Risiko bedeuten eine große Verunsicherung und weitreichende Einschränkungen im Alltag. Daher:

Eine gute Diagnostik ist die Basis für ein gutes Allergie-Leben!

Spezialisierte Allergologen, vor allem Allergiezentren in Kliniken, kennen sich mit Nahrungsmittelallergien aus, können differenziert beraten und, je nach individueller Anamnese, eine gezielte Diagnostik durchführen. Meist sind die Wartezeiten lang und die Anfahrtswege weit, aber es lohnt sich! Eine Auswahl an Kliniken findest du z.B. im DAAB-Allergie-Wegweiser.

Daran schließt direkt an:

Mein Tipp Nr. 2: Lass dich schulen und informiere dein Umfeld!

Und zwar am besten alle Beteiligten im Umfeld des Kindes: dich bzw. euch als Eltern, alle zuständigen Betreuungspersonen in Kita und Schule, Babysitter, Großeltern, Tanten, Onkel, große Geschwister, FreundInnen, Eltern von FreundInnen – und nicht zu vergessen, euer Kind selbst! Natürlich immer abhängig vom Alter.

Im Idealfall bekommt ihr in der Arztpraxis oder Klinik direkt mit der Diagnose und Verordnung der Notfallmedikamente auch einen Notfallplan/ Anaphylaxiepass, (mindestens) eine kurze Einweisung in die Handhabung der Notfallmedikamente und einen passenden Trainerpen, mit dem ihr den Umgang mit dem Adrenalinpen üben könnt und es auch eurem Umfeld zeigen könnt.

Adrenalin-Autoinjektor-Trainerpens-kostenfrei

Mit Klick auf das Bild kommst du zu meinem Facebook-Beitrag mit näheren Infos zu Trainerpens.

Noch idealer wäre eine sich unmittelbar anschließende Anaphylaxieschulung für alle Beteiligten (z.B. bei mir online oder in einem der AGATE-Schulungszentren) sowie ggf. eine Ernährungsberatung.

Wenn die Diagnose klar ist und alle Beteiligten gut informiert sind, folgt ein ganz wichtiger Aspekt für langfristige Lebensqualität mit und trotz Allergie, und zwar:

Mein Tipp Nr. 3: Sorge gut für dich selbst!

Dieser Tipp nimmt – Überraschung – die Lebensqualität der Eltern in den Blick: Sorgt gut für euch selbst! Gemeinsam als Paar, aber vor allem auch einzeln als Anaphylaxie-Mama!

Es ist normal…

  • dass du dir ständig Sorgen machst,
  • dass du immer vorausdenkst, wie ein Tag, eine Veranstaltung, eine Feier etc. abläuft und mit wem du wieder über die Allergie sprechen musst,
  • dass du dich fragst, wie du dieses und jenes sicher hinkriegen sollst,
  • dass du permanent dein Handy eingeschaltet hast und „den Anruf“ fürchtest,
  • dass du im Supermarkt niemanden grüßt, weil du ständig mit dem Lesen von Zutatenlisten beschäftigt bist,
  • dass du die Umgebung deines Kindes nach Allergenen scanst, auf dem Spielplatz, im Supermarkt, in der Kita, im Haus von Großeltern und Freunden,
  • dass schon das Bild einer Erdnuss/Nuss dir Herzklopfen und Schweißausbrüche verursacht,
  • dass du abends oder nachts für den nächsten Tag vorkochst, damit dein Kind morgen etwas ähnliches essen kann wie die anderen, oder „noch schnell“ 60 Muffins fürs nächste Event backst,
  • dass du dich in der Kita/Schule als Elternsprecherin o.Ä. wählen lässt, um mitorganisieren zu können,
  • (ich könnte diese Liste endlos fortsetzen – das wird wohl ein separater Nuss-Ecken-Artikel…)
  • …und dich dafür immer wieder als Helikoptermama belächelt fühlst und dich rechtfertigst, schlimmstenfalls sogar von nahstehenden Familienmitgliedern oder deinem Mann, bis du selbst Zweifel kriegst, ob du nicht doch vielleicht übertreibst…

All das ist normal. Und das ist Stress!

Viele Mütter reduzieren ihre Arbeitszeit oder geben ihren Job sogar ganz auf, um diesen zusätzlichen Aufwand stemmen zu können (oder weil die Kita eine Versorgung ablehnt).

Verlier dich nicht dabei! Sei achtsam mit deinen Ressourcen, du bist nicht endlos belastbar. Suche dir kleine Auszeiten im Alltag: ein Spaziergang, eine Tasse Tee oder Kaffee nur für dich, ein paar Seiten lesen oder einen guten Podcast hören…

Sucht euch größere Auszeiten: ein gutes Essen, ein Besuch im Kino, Theater, Konzert (soweit unter Corona-Bedingungen möglich), ein Kurz-Tripp übers Wochenende…

Nehmt die Allergie als Teil eures Lebens an und lasst sie nicht euer Leben bestimmen. Im Gegenteil: Ihr bestimmt euer Leben mit der Allergie.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Am Anfang erscheint das unmöglich und unerreichbar, aber man wächst hinein.

Gern helfe ich dir und euch als Familie dabei!

Herzlichst

Kristina Schmidt

 

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P.S. Kann Spuren von Wissen enthalten!

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*) Dieser Text stellt keine medizinische Beratung dar und ersetzt keinen Arztbesuch!

4 Kommentare

  1. Danke für den informativen Beitrag über Allergien. Meine kleine Cousine zeigt auch ungute Reaktionen beim Verzehr von Erdnüssen, wie Übelkeit, etc. Gut zu wissen, dass ein Allergietest verbunden mit einer ärztlichen Untersuchung mehr Sicherheit gibt. Vielleicht lassen wir auch mal einen machen und falls es schlimmer wird, besorgen wir uns auch ein Notfall-Set.

    • Kristina Schmidt

      Sehr gern! Wie gesagt, wichtig ist die sorgfältige ärztliche Diagnostik, ob es sich tatsächlich um eine Erdnussallergie handelt und ein Notfallset verordnet werden sollte. Alles Gute für die kleine Cousine!

      • Anaphylaxie-Mama

        Eine ganz tolle Seite und ein Artikel, der mir aus der Seele spricht! Ich bin auch Mama von einem Erdnuss-Allergie-Kind. Bei „uns“ wurde die Allergie nach einer heftigen Reaktion zuerst übers Blut festgestellt, anschließend mit Provokationstest bestätigt. Wir sind ausgestattet mit Notfallset und leben nun seit 6 Jahren damit. AGATE-Schulung, erneute Provo vor Schuleintritt, Ängste und Sorgen…wie du es schreibst: all das ist Teil unseres Lebens (mit guten und schlechten Phasen).
        Ich wünsche dir und euch alles Gute und danke für diese tolle Seite!!

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