…beginnt mit dem ersten Schritt. Auch die Allergiereise.
In der Fachsprache kennt man den Begriff „allergischer Marsch“ und ging lange Zeit davon aus, dass die „typische Karriere“ eines Allergikers mit Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien (z.B. Kuhmilch, Ei, Weizen) im Säuglingsalter beginnt, weitergehend mit „Heuschnupfen“ und allergischem Asthma sowie der Entwicklung weiterer Allergien bis hin zu Anaphylaxien. Inzwischen hat man aber erkannt, dass Allergien in ihren Verläufen viel zu komplex und individuell sind, als dass sie sich über einen Kamm scheren lassen.
Gleiches gilt für das Leben mit Nahrungsmittelallergien. Ich nenne es Allergiereise.
Warum?
Eine Reise ist immer auch ein Weg ins Ungewisse. Wir planen diesen Weg und wählen uns ein Ziel aus, an dem es uns hoffentlich gefällt. Aber der Weg dorthin ist anstrengend und wir wissen nicht, was uns unterwegs alles begegnet, ob alles klappt wie geplant und ob wir sicher ankommen.
Bei der Allergiereise haben wir uns das Ziel nicht ausgesucht. Wir erleben irgendwann eine anaphylaktische Reaktion, stehen hilflos daneben und begreifen nicht, was da gerade mit unserem Kind passiert. Wir erhalten die Diagnose Allergie/Anaphylaxie, und schon hat die Reise begonnen – und zwar mit wahnsinnig vielen Fragen und großen Unsicherheiten.
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt?
Was ist denn der erste Schritt nach einer Anaphylaxie?
Klar, da gibt es ganz praktische Schritte. Ein vollständig ausgestattetes Notfallset inkl. Notfallplan und ausführliche Einweisung in die Handhabung der Medikamente, eine Anaphylaxieschulung, eine Ernährungsberatung… Vielleicht ist auch erstmal noch weitere Diagnostik und/oder ein Provokationstest nötig.
Darüber hinaus gibt es aber ganz viele weitere Schritte. Und sie fühlen sich immer wieder an wie erste Schritte, weil wir immer wieder in neue Situationen kommen:
der erste Einkauf mit Allergie
die erste Familienfeier mit Allergie
der erste Urlaub mit Allergie
der erste Tag im Kindergarten mit Allergie
die erste Spielverabredung mit Allergie
der erste Kindergeburtstag mit Allergie
die erste Weihnachts-/Oster- und sonstige Fest mit Allergie
der erste Babysitter-Abend mit Allergie
der erste Besuch im Indoorspielplatz mit Allergie
der erste Schultag mit Allergie
das erste Hobby mit Allergie
der erste Kinobesuch mit Allergie
die erste Klassenfahrt mit Allergie
die erste Übernachtungsparty mit Allergie
der erste Kuss mit Allergie
der erste Alkohol mit Allergie
…
Diese Liste lässt sich endlos fortsetzen! Ich glaube, jede*r von euch könnte hier zig „erste Schritte“ ergänzen, oder? Und ist das anstrengend? Ja, ist es. Mühsam? Ja, auch. Einfach wäre schöner. Aber es ist nun mal nicht zu ändern. Also mach das Beste draus!
Daher ist für mich der wichtigste „erste“ Schritt auf dieser Allergiereise, die Allergie anzunehmen als etwas, mit dem du umgehen kannst, wenn du weißt, wie! Du kannst die Situation nicht ändern, aber du kannst Wege finden, damit umzugehen! Such dir Hilfe, Unterstützung und Informationen, Anaphylaxie-Experten und Selbsthilfe-/ Patientenorganisationen wie NAN e.V. oder DAAB e.V.! Wenn du dann merkst, dass du nicht allein bist und dass du mit deinem Wissen und deinen Informationen all diese immer wieder neuen ersten Schritte gehen kannst, wirst du feststellen, dass man auch mit Anaphylaxierisiko ein schönes und genussvolles Leben führen kann!
Oh, und ganz wichtig: Vergiss nicht, zwischendurch immer mal eine Pause einzulegen, an dich selbst zu denken und dir auf die Schulter zu klopfen! Du machst das nämlich richtig gut!
Danach hast du wieder neue Kraft für den nächsten (ersten) Schritt!
P.S. Kann Spuren von Wissen enthalten!
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Liebe kristina,
dieser Blog trifft den Nagel einfach auf den Kopf… Wir leben nun schon seit 5 Jahren mit katis anaphylaxie Risiko und ich muss sagen das ich erst durch viiiiiiele posts und Diskussionen in unserem Forum, Kraft sammeln konnte mit den Alltagsproblemen umzugehen…puh… Satzende. Aber va die Angst davor wie sie später mit ihrer Allergie (n) umgehen wird, treibt mich immer wieder um. Man fühlt sich oft ohnmächtig und am Schluss bleibt einfach immer das Vertrauen und schließlich doch die Hoffnung, daß sich zumindest ein Teil der Allergie verwächst. Deine Arbeit hilft vielen Menschen einfach ungemein. Je mehr man über die Krankheit weiß desto leichter wird es damit umzugehen… Vielen Dank für deine und Eure Arbeit.
Danke, liebe Patricia! Ich freue mich sehr, wenn meine/unsere Arbeit anderen hilft!
Auch wenn du das jetzt nicht hören willst: Ich bin unglaublich stolz auf dich! Danke, ich liebe Dich.
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