Corona selbstständig online: Ups & Downs im Achterbahn-Jahr 2020
Dieses 2020 ist in seinen Dimensionen kaum zu begreifen. Für mich fühlt es sich an wie eine Achterbahnfahrt, an deren Ende man aussteigt und sich kurz sammeln muss, bevor man wieder geradeaus gehen kann. Daher habe ich mich für einen persönlichen Jahresrückblick entschieden, mit dem ich an Eva Peters‘ Blogparade „Corona selbstständig online“ teilnehme. Gott sei Dank habe ich mich schon vor 2 Jahren auf den Online-Weg gemacht…
Mein Jahr startete im JANUAR ganz entspannt und vorfreudig mit der Festlegung meines Jahresmottos #WEGBEGLEITER2020 und einer Grobplanung meiner Projekte. Parallel dazu war Fortbildung angesagt: Workshops für Mac und Instagram, Büroorganisation, Business- und Finanzplanung… all diese wichtigen Dinge, die so im Hintergrund laufen (müssen).
Ab FEBRUAR nahm das Jahr den ersten richtigen Schwung auf:
Up I: Doc Esser und Adrenalin-Karlchen
Mein TV-Auftritt als Studiogast bei Doc Esser im FEBRUAR war hochspannend, weil einerseits sehr wichtig für weitere Anaphylaxie-Aufklärung, andererseits aber auch sehr lustig, weil der Doc „Heiwi“ Esser einfach ein guter Typ ist – ach ja, und weil es echt herausfordernd war, bei Notfall-Puppe „Karlchen“ den Trainerpen auf dem rutschigen Schaumstoff-Holzklotz-Oberschenkel auszulösen!
Auch wichtig: Das Thema Kita- und Schulverpflegung bei Nahrungsmittelallergien – hierzu erschien mein Interview bei MeinAllergiePortal.
Ende FEBRUAR fand noch ein ganz zauberhafter Kinderschulungs-Tag in Wuppertal mit ausgebuchten Allergiemäuse- und Spurendetektive-Workshops statt. Das Wort „Corona“ fiel da schon immer öfter, aber dass dies meine letzte Offline-Veranstaltung für lange Zeit sein würde, ahnte ich noch nicht…
Auch privat war es schwungvoll: Mit meinem Sohn checkte ich im Marienhospital Bonn zur Haselnuss-Provokation ein. Raus gingen wir mit einer erneut bestätigten Haselnussallergie inkl. Spurenmeidung und einem neuen potenziellen Anaphylaxie-Auslöser im Gepäck: Schalentiere wie Garnelen etc. sind ab jetzt auch konsequent zu meiden (gut, mag er eh nicht) und lieferten zugleich eine Erklärung für zahlreiche Hautreaktionen durch Kreuzkontamination… Also wieder mehr Klarheit für den Allergie-Alltag gewonnen!
Down I: Dann kam der Corona-Schock!
Ja, so würde ich es nennen. Gerade hatte ich mich noch über meine neuen Flyer gefreut, da pulverisierten sich im MÄRZ innerhalb weniger Tage sämtliche Pläne, alle Offline-Termine erledigten sich quasi von selbst. Ich versuchte dennoch, positiv zu bleiben, und veröffentlichte einen wichtigen Artikel zu den Parallelen zwischen „Corona und Allergie“ – denn hey, sind wir mal ehrlich, ganz vieles aus dem neuen Corona-Leben kam uns doch aus dem Anaphylaxie-Alltag bekannt vor, oder?
Gleichzeitig mit den Schulschließungen begann meine kostenfreie Themenwoche „Kita- & Schulstart mit Anaphylaxierisiko“, in deren Anschluss ich meinen ersten großen Eltern-Onlinekurs „Wegbegleitung Kita- & Schulstart“ vorstellte. Irgendwie schaffte ich es nebenher halbwegs, meine Kinder im improvisierten Distanzunterricht zu organisieren.
Und wie es so oft ist: Schließt sich eine Tür, öffnen sich andere.
Denn plötzlich kamen ganz neue Anfragen aus Kitas und Schulen zu den Online-Möglichkeiten. Innerhalb kürzester Zeit wurden zwei fantastische Online-Kita-Expertentage organisiert, bei denen ich als eine von zahlreichen tollen ReferentInnen aus meiner reichhaltigen Zoom-Erfahrung berichten und konkrete Impulse für den neuen Kita-Alltag liefern konnte.
Up II: Online leben
Daraus entwickelte ich im APRIL einen wunderbaren Praxis-Workshop „Zu blond für Technik? Die Online-Plattform Zoom für die Kita/Schule nutzen“. Zusätzlich fragte mein Lieblingsverein NAN e.V. an, ob ich nicht Online-Kinderschulungen als neues Format ausprobieren wollte. Klar wollte ich! Die ersten Durchläufe waren ein solcher Erfolg, dass gleich ein „Großauftrag“ mit 23 Kinder- und Eltern-Onlineschulungen im APRIL und MAI daraus wurde.
Down II: Abschied vom Herzensprojekt
Im APRIL hätte dann eigentlich mein geliebter Eltern-Onlinekurs starten sollen, aber der floppte leider komplett. Mit nur zwei Anmeldungen kam er nicht zustande. Die Eltern hatten anderes zu tun. Ich kämpfte gegen die erneut einsetzende Schockstarre an und ging einen mutigen Schritt, den man in der schönen „Alles ist so erfolgreich“-Social Media-Welt nur selten geht, viel zu selten, wenn ihr mich fragt:
Ich machte im MAI meinen Misserfolg öffentlich und erstellte einen Fragebogen für diejenigen, die den Kurs nicht gebucht haben, nämlich die Eltern selbst!
Up III: Neustart
Die Resonanz war überwältigend: Sagenhafte 119 Antworten auf meinen Fragebogen gaben mir klares und hilfreiches Feedback: Corona verändert alles (hier im Einzelnen nachzulesen)! Dank der konkreten und eindeutigen Antworten konnte ich mich neu ausrichten – „Anaphylaxie in Kita & Schule“ wurde neu geboren, und zwar nicht als begleiteter Elternkurs, sondern als flexibles Selbstlernkonzept mit Video-Modulen, Arbeitsblättern und Checklisten.
Up IV: Man wächst mit seinen Aufgaben
In für mich selbst immer noch kaum zu fassender Geschwindigkeit entwickelte ich ein Konzept für den Online-Bestellprozess, erstellte eine Landingpage, arbeitete mich in diverse Tools ein… Es war extrem anstrengend, machte aber auch extrem viel Spaß! Schon Mitte JUNI ging „Anaphylaxie in Kita & Schule“ an den Start, obwohl die Videoproduktion noch gar nicht abgeschlossen war. Und was für ein Start! Damit hatte ich genau ins Schwarze getroffen – klar, das hatte ja auch die Umfrage ergeben. Es ist immer gut, die zu fragen, die sich auskennen, nämlich die Eltern selbst!
Up V: Meilenstein
Am 2. JULI war dann tatsächlich alles fertig produziert, der offizielle Start von „Anaphylaxie in Kita & Schule“ war und ist mein absoluter Meilenstein 2020!
Eine inzwischen entspanntere Infektionslage ermöglichte uns unseren geliebten Wohnwagen-Bretagne-Urlaub. Kurzes Auftanken, bevor der Rest dieses ereignisreichen Achterbahnjahres noch einmal richtig Schwung aufnahm…
Up VI: Online UND offline leben
Aber erstmal kam der AUGUST, schön und arbeitsreich wie jedes Jahr, denn er ist die Hauptsaison für Anaphylaxieschulungen in Kitas und Schulen. Erstmals waren auch wieder ganz analoge Inhouse-Schulungen dabei. Neue Erfahrung: Man kann tatsächlich mit Mundschutz Fortbildungen halten, auch drei Stunden lang!
Up VII: Der allergo-logisch Mitgliederbereich
Im SEPTEMBER investierte ich noch einmal und erstellte mit professioneller Hilfe den lang ersehnten allergo-logisch-Mitgliederbereich. Alle Einzelmodule und Pakete aus „Anaphylaxie in Kita & Schule“ sind seit dem 23. September automatisiert online bestellbar, vom Bestellklick über die Bezahlabwicklung bis hin zum direkt per Mail generierten Zugangslink in den Mitgliederbereich. Ein weiterer Meilenstein!
Up VIII: Vom Trauma zur Trophäe – DHHA 2020
Mit unbändiger Freude nahm ich ebenfalls im SEPTEMBER den Digital Health Heroes Award 2020 in der Kategorie Anaphylaxie entgegen. Die Online-Preisverleihung mit der Laudatio durch Frau Dr. Petra Zieglmayer ist für mich eine der schönsten Erinnerungen dieses Jahres.
Up VIX: Bekannt aus Funk und Fernsehen… 😉
Der DHHA-Gewinn führte zu weiteren Medien-Auftritten, dieses Mal regional: Die Wuppertaler Rundschau veröffentlichte einen Artikel über meine Entwicklung von der Anaphylaxie-traumatisierten Mutter hin zur preisgekrönten „Anaphylaxie-Online-Unternehmerin“, und die WDR-Lokalzeit kam zum TV-Dreh und lud mich in die Live-Sendung ein. JETZT sollte es so richtig losgehen! Dachte ich… Stattdessen:
Down III: Schock-Diagnose Krebs
Ein Zufallsbefund während einer geplanten Operation, welcher eine weitere Operation notwendig machte. Zwischen beiden OPs absolvierte ich im OKTOBER noch schnell meinen ersten Live-Auftritt in der WDR Lokalzeit. Wie war das: Man wächst mit seinen Aufgaben?
Wie schon im März, waren alle Pläne für den Rest des Jahres plötzlich obsolet, die Prioritäten verschoben sich ganz grundsätzlich und es stellten sich existenzielle Fragen ganz anderer Art. Getragen fühlte ich mich in dieser Zeit von meiner Familie, meinen FreundInnen und auch sehr lieben KollegInnen aus meinem beruflichen (Online-)Netzwerk sowie sehr lieben Kundinnen – dafür bin ich sehr dankbar! Dann die erlösende Nachricht: Der Krebs war isoliert und konnte durch die OP vollständig entfernt werden, keine weiteren Therapien nötig! Auch dafür bin ich sehr dankbar.
Mit schlechtem Timing und schlechtem Stil erschwerte mir eine Pharmafirma den Genesungsprozess, und ich tat etwas, das ich noch nie getan hatte: Ich löschte einen meiner meistgelesenen Blogartikel. Für einen ungleichen Kampf à la David gegen Goliath war und ist mir meine Lebenszeit zu schade; da setze ich mich lieber auf andere Art und Weise für Familien mit Nahrungsmittelallergien ein!
Up X: Erneute Neuausrichtung
Der NOVEMBER stand im Zeichen der Genesung und der erneuten Neuausrichtung. Ich startete ein großes, längst überfälliges Projekt, das lange in meiner Schublade geschlummert hatte. Noch ist es zu früh, aber ich bin sicher, schon bald im neuen Jahr wird es hierzu erste Informationen geben. Natürlich werden – wie immer – meine lieben Nuss-Letter-LerserInnen als erste davon erfahren und mit in die Projektgestaltung eingebunden.
Up XI: Mein persönlicher Unabhängigkeitsttag
Am 1. DEZEMBER feierte ich meinen persönlichen Unabhängigkeitstag: Nach knapp 20 Jahren verließ ich auf eigenen Wunsch hin den Beamtenstatus, um mich von nun an vollständig meinem Herzens-Business allergo-logisch zu widmen. Von diesem Entschluss konnten mich weder das blöde Virus noch der blöde Krebs abbringen – im Gegenteil: Beide haben mir umso mehr verdeutlicht, wie wichtig es ist, meinem Herzen zu folgen und zu tun, wozu ich mich berufen fühle. Es sind noch so viele Familien da draußen, denen ich helfen kann, und so viele Projekte in meinem Kopf, die umgesetzt werden möchten.
Und so schließe ich dieses Achterbahn-Jahr ab mit einem Gefühl der tiefen Dankbarkeit:
- für die Menschen in meinem Leben,
- für die geschenkte Lebenszeit,
- für die vielen Wege von Anaphylaxie-Familien, die ich begleiten durfte,
- für die Erkenntnisse aus diesem hochemotionalen, unplanbaren Jahr,
- für die Sicherheit, in der wir in diesem Land (trotz Krisenmodus) leben dürfen,
und gehe voller Zuversicht und Optimismus ins nächste Jahr.
Mein Motto: #KLARHEIT2021
Ich freue mich sehr, wenn du dabei bist – hier in der Nuss-Ecke, im Nuss-Letter, im Mitgliederbereich, in der Facebookgruppe oder auf der Facebookseite… und da, wo es allergo-logisch noch geben wird. Lass dich überraschen!
Bis dahin: Schöne Winter- und Weihnachtstage, einen guten Start ins neue Jahr, bleib mutig und zuversichtlich, und vor allem: bleib gesund!
Herzlichst
Kristina Schmidt
P.S. Kann Spuren von Wissen enthalten!