Abschied und Neustart
Anfang Mai habe ich unter meinen Nuss-Letter-AbonnentInnen einen Fragebogen verschickt und um Rückmeldung gebeten. Hintergrund war, dass mein für 2020 geplantes Herzensprojekt, das „Online-Wegbegleitungsprogramm für den Kita- & Schulstart mit Anaphylaxierisiko“, nicht angenommen wurde. Ich wollte gern wissen, warum. Aus den sagenhaften 119 Rückmeldungen (bei 344 EmpfängerInnen) ergaben sich für mich einige klare Ergebnisse, die ich in einem weiteren Nuss-Letter transparent gemacht habe. Hierfür wiederum erhielt ich mehrfach das Feedback:
DAS solltest du veröffentlichen!
Und das tue ich hiermit – der Nuss-Letter vom 16.05.2020:
„Ihr Lieben alle,
ich bin überwältigt! DANKE-DANKE-DANKE für 119 Rückmeldungen auf meinen Fragebogen aus dem letzten Nuss-Letter! So viele von euch haben sich die Zeit genommen, teils ausführlich auf die offenen Fragen geantwortet oder mir gleich eine persönliche E-Mail geschrieben! WAHNSINN! Es ist für mich nicht nur extrem hilfreich, sondern auch sehr berührend, so viel positives Feedback, Ideen und Anregungen von euch zu bekommen! Allen, die ihre Mailadresse hinterlassen haben, werde ich demnächst antworten.
Um die Ergebnisse nicht nur intern zu verarbeiten, sondern sie auch öffentlich zu würdigen und euch daran teilhaben zu lassen, wird es in diesem Nuss-Letter nochmal um allergo➢logisch und meine Arbeit gehen.
Ab dem nächsten Nuss-Letter kommen dann wieder spannende Allergiethemen, versprochen!
Magst du Zahlen?
(Falls nicht, spring direkt zu meinen 3 wichtigsten Erkenntnisse aus euren Antworten weiter unten!)
Zunächst die auffälligsten Zahlen:
(Mehrfachnennung war überall möglich)
🔵 100% der Teilnehmenden haben ein Kind mit Anaphylaxierisiko (…)
🔵 82% der Antwortenden sind Mitglied im NAN e.V. ➡️ SEHR GUT! Das bin ich auch! Lies weiter unten Punkt 2 zu mir und dem NAN!
🔵 35% erscheint der finanzielle Aufwand fürs Wegbegleitungsprogramm zu hoch ➡️ s.u. Punkt 3
🔵 30% hatten von dem Programm noch gar nichts mitbekommen. (…)
🔵 80-90% finden die Themen aus meinem Programm wichtig und hilfreich (…).
🔵 50-65% können sich grundsätzlich eine Teilnahme an den verschiedenen Online-Formaten vorstellen (…).
🔵 80-90% haben die entsprechende Ausstattung dafür (…).
Die 3 wichtigsten Erkenntnisse aus euren Antworten:
✅ 1. Abschied und Neustart:
Das Wegbegleitungs-Programm zum Kita- und Schulstart wird 2020 in dieser Form tatsächlich nicht angenommen. Hauptgrund hierfür ist die Corona-Situation mit all ihren planerischen Unsicherheiten.
Die gute Nachricht für euch: Ich stelle um auf einzelne Module mit Videos, Arbeitsblättern, Vordrucken und Beratungsmöglichkeiten. Als erstes für den Kita- und Schulstart; später auch für weitere Themen. So kann jeder individuell nach Bedarf, Zeit und Preisgefüge auswählen, und es gibt sowohl Möglichkeiten für reine Selbstlerner als auch für Gruppen. Zusätzlich wird es mehr Angebote für Kinder und Jugendliche geben. Hierfür braucht es allerdings noch etwas mehr Planung, Technik und Infrastruktur; ich arbeite mit Hochdruck an der Umsetzung und ihr werdet zeitnah auf den verschiedenen allergo➢logisch-Kanälen informiert.
Apropos allergo➢logisch-Kanäle…
Hier die zweite wichtige Erkenntnis:
✅ 2. Der NAN & ich:
Erstaunlicherweise glauben noch (zu) viele von euch, dass Kristina Schmidt und das Angebot von allergo➢logisch mit dem NAN e.V. gleichzusetzen sind. Das hat mich echt erschreckt!
Ich bin nicht der NAN!
Der NAN ist eine Patientenorganisation mit kostenfreien Selbsthilfe- und Beratungsangeboten für betroffene Familien. Als gemeinnütziger Verein darf er keinen Gewinn machen und hat nur ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Ja, ich habe den NAN gegründet und war 4 Jahre lang Vorsitzende, aber bin inzwischen seit 2 Jahren nur noch einfaches Mitglied. Und Dienstleisterin, die u.a. für den NAN arbeitet, sowie für Kitas, Schulen und Familien. allergo-logisch ist meine Berufung, aber vor allem mein Beruf, mein Broterwerb. Der NAN ist mein größter Kunde und bezahlt mich natürlich für die Webinare, Onlineschulungen und Beratungstelefon-Stunden, die ich in seinem Namen durchführe. Das scheint vielen Mitgliedern nicht klar zu sein. Daher nenne ich das Kind mal beim Namen: Für die Organisation und Durchführung der 23 NAN-Kinder- und Eltern-Onlineschulungen, an denen in den letzten Wochen insgesamt 155 Mitglieder kostenfrei teilgenommen haben, habe ich vom NAN einen deutlich vierstelligen Betrag erhalten. Anders wäre diese Arbeit für mich nicht leistbar, denn auch in meiner Welt fallen Wohnen, Essen, Kleidung, Auto und sonstige Lebenshaltung nicht einfach so vom Himmel… 😉
Daran schließt sich Erkenntnis Nr. 3 an,
und ich gehe jetzt das Wagnis ein, über ein Thema zu schreiben, über das Frauen eigentlich nicht so gern reden, nämlich
✅ 3. GELD:
Der finanzielle Aufwand bzw. allgemein das Thema Kosten ist von vielen auch in den Kommentaren als Problem benannt und teilweise kritisiert worden. Darin eingeschlossen der mehrfache Wunsch nach Kostenübernahme meiner Beratungen und Schulungen durch die Krankenkassen. Ich kann diesen Wunsch völlig verstehen und bin mir im Klaren darüber, dass zumindest in Deutschland alle Themen, die im weitesten Sinne mit Gesundheit zu tun haben, immer mit einer gewissen Erwartungshaltung an unser Krankenkassensystem verbunden sind. Für eine solche Zulassung erfülle ich als Pädagogin nicht die Voraussetzungen. Anaphylaxie wird an sich schon kaum als chronische Erkrankung anerkannt, standardisierte AGATE-Schulungen nicht automatisch bezahlt; Personalfortbildungen in Kita und Schule fallen in die Zuständigkeit der Kita- und Schulträger, nicht der Krankenkassen – alles nicht positiv für Betroffene. Meine Leistungen werden zwar in Einzelfällen bezuschusst, aber eine Zulassung ist nahezu ausgeschlossen.
U.a. vor diesem Hintergrund habe ich mich nach vielen Jahren Ehrenamt seit Beginn meiner Freiberuflichkeit 2017 durchgehend mit Fragen nach der finanziellen Machbarkeit auseinandergesetzt.
Was ist bezahlbar für meine Kunden (Familien, Kitas, Schulen), aber auch:
Was ist meine Leistung wert, und wie kann ich davon leben?
Welche Ausgaben habe ich, und welches Einkommen? Selbstständigkeit ist finanziell etwas völlig anderes als Angestellte oder Beamtin zu sein.
Und ich bin da mit mir im Reinen:
Das, was ich anbiete, gibt es in dieser Form nur bei mir, und es ist jeden Cent wert. Meine Expertise und Erfahrung in der Kombination aus Pädagogin, Anaphylaxietrainerin und selbst betroffener Mutter ist einzigartig; meine didaktische und technische Aufbereitung aller Anaphylaxiethemen sind es ebenfalls.
Meine Arbeit hat einen extrem hohen Nutzen für alle Beteiligten:
Ich spreche sowohl deine Sprache als auch die deiner Kita/Schule und deines Kindes; ich schaffe Vertrauen und Dialog zwischen den Beteiligten, ich sorge für größtmögliche Sicherheit, Prävention, Inklusion, und damit auch Gesundheit und Lebensqualität. Große Worte, ich weiß. Aber das ist mein Fazit aus allen Beratungen, Schulungen und Feedbacks der letzten Jahre. Man kann an anderen Stellen kostenfreie oder auch günstigere Beratung und Schulung finden, auch Krankenkassen-bezuschusst – und das ist gut so!
Aber dann steckt eben nicht „allergo➢logisch“ drin!
Häufig ist das u.a. eine Frage von Prioritäten:
Menschen geben bereitwillig viel Geld für z.B. Handys, TV-Geräte und Urlaub aus, weil sie darin leicht einen Mehrwert für sich erkennen. Wie viel Prävention und Lebensqualität wert sind, lässt sich hingegen schwer beziffern… Natürlich gibt es ebenfalls viele Menschen, die dieses Geld schlichtweg nicht übrig haben – auch diese Familien sind meine Kunden, denn hier habe ich schon immer Entgegenkommen gezeigt, teils Rabatt gegeben, Ratenzahlung ermöglicht, Lösungswege zur Finanzierung aufgezeigt. Die Preisspanne meiner Angebote ist ja durchaus breit, von „klein“ bis „groß“. Hier muss ich definitiv an meiner Kommunikation arbeiten, damit die verschiedenen Angebote auch wahrgenommen werden.
Primär geht es mir ums Helfen.
Meine kostenfreien Angebote stehen ohnehin jedem offen, wie die Facebookgruppe, meine Kommentare in den NAN-Gruppen, der Nuss-Letter, das Memoryspiel, die DANKE-Urkunde, die Themenwoche usw.
ABER, unterm Strich:
Ohne Geld geht es halt nicht!
Jeder von euch würde seinem Arbeitgeber oder seinen Kunden einen Vogel zeigen, wenn sie von euch erwarten würden, doch bitte ohne Bezahlung oder nur für die Hälfte zu arbeiten.
allergo➢logisch ist meine Berufung, mein Beruf und mein Broterwerb.
Funktioniert das nicht, muss ich diese Arbeit beenden.
Ich kann, will und werde nicht kostenfrei arbeiten. 🙂
So. Es tut mir leid, das ist länger geworden als gedacht…
Ich habe in dieser Hinsicht in den letzten Jahren leider schon einiges erlebt und bin daher beim Thema Geld etwas dünnhäutig, merke ich gerade…
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht verprellt und du kannst es als Ehrlichkeit meinerseits annehmen. Bitte nimm dir davon nur etwas an, wenn du dich tatsächlich angesprochen fühlst! 😘
Zum guten Schluss noch ein paar Zitate von euch:
💙 „Ich glaube, viele denken, sie brauchen es nicht – bis es dann zu Problemen kommt…“
💙 „Ich glaube außerdem, dass zu wenige Betroffene überhaupt Kenntnis von solch tollen Angeboten haben.“
💙 „Mich hätte nichts abgehalten!“
💙 „Als Außenstehende, aber auch Betroffene, kannst du viel besser mit Vertretern von Schulen, Vereinen etc. sprechen, du wirst auch ernster genommen als die ‚Helikopter-Mama‘.“
💙 „Wir haben den Schulstart schon hinter uns und sind gut gerüstet. Allerdings hätte ich mir vor 5 Jahren genau dies gewünscht!!! Dann wären wir sofort dabei gewesen!“
Nochmals vielen lieben Dank für eure wertvolle Unterstützung und euer Vertrauen – das bedeutet mir sehr viel!
Bis zum nächsten Nuss-Letter, der dann wieder ein NUSS-Letter ist!
Herzliche Grüße und bleibt gesund!
Kristina Schmidt“