2022 & ich: Community + Krebs – ein Jahr im Spiegel

„Mama, du bist die stärkste Frau, die ich kenne!“

…sagte meine Tochter kürzlich zu mir.

Und ich musste weinen, fühlte ich mich doch in den letzten Monaten alles andere als stark.

Gut siehst du aus!“ hörte ich in den letzten Monaten fast regelmäßig, von verschiedensten Menschen in meinem Umfeld.

Hm. 🤔

Zeit, mich und dieses 2022 mal genauer zu betrachten.

Zeit für Reflexion und ein Fazit.

Zeit, 2022 hinter mir zu lassen und nach vorn zu schauen.

Eines steht definitiv fest:

Mein 2022er Jahresmotto COMMUNITY hat sich mehr als bewährt!

Aber der Reihe nach:

JANUAR BIS JUNI: WE ARE FAMILY!

Die erste Jahreshälfte war fantastisch!

Neben meiner regulären Arbeit in Form von Einzelberatungen, Kinder-, Eltern- und Großelternschulungen sowie dem Veröffentlichen von hilfreichen Blogartikeln, Podcastfolgen und Nuss-Lettern, ging am 22.02.22 mein absolutes Herzensprojekt an den Start:

Die 👉ALLERGIE-FAMILY!

Eine wertschätzende Community aus Allergie-Familien, die „echten“ Kontakt zueinander haben:

  • Austausch und Begleitung in regelmäßigen Zoom-Treffen für Eltern UND für die betroffenen Kinder!
  • Workshops rund um die großen und kleinen Probleme des Allergie-Alltags, weit über das „Übliche“ hinausgehend
  • ein passwortgeschützter Mitgliederbereich mit einer wachsenden Allergothek
  • eine WhatsApp-Gruppe, in der sich die Menschen untereinander kennen und 24/7 Allergie-Hilfe finden

Wie bei jedem neuen Projekt schwang die bange Frage mit:

Wird es gelingen?

Schon vor dem Start wurde klar:

Ja, wird es!

Und nach wenigen Wochen stand fest:

Die FAMILY ist gut – RICHTIG gut!

Wie gut, sollte sich vor allem noch in der zweiten Jahreshälfte zeigen…

Themenwoche und DAAB-Zusammenarbeit

Ebenfalls erfolgreich war die 👉„Themenwoche Kita- und Schulstart mit Anapahylaxie-Risiko“ mit über 150 Teilnehmenden, die im Mai schon zum vierten Mal lief.

Und eine intensivierte Zusammenarbeit mit dem 👉Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) e.V., über die ich mich sehr freue:
Neben dem Online-Vortrag „Reisen mit Nahrungsmittelallergien“ beim Lebensmittelallergietag im Juni waren es 7 Kinderschulungen und ein großes Kita-/ Schul-Projekt, das noch in Arbeit ist.

SYSTEMISCHES ELTERNCOACHING

Ein weiteres Highlight 2022 war der Beginn meiner Weiterbildung 👉„Systemisches Elterncoaching“ am Systemischen Institut Kassel.

Systemisches Denken und Elterncoaching waren schon immer Bestandteile meiner Arbeit. Beides nun methodisch zusammenzuführen und zu verfeinern, hebt meine Beratungen für Eltern, Kinder, und letztendlich auch deren Erzieher*innen und Lehrer*innen nochmal auf ein höheres Level.

Ich habe dort fantastische Menschen kennengelernt und einen ganz besonderen Menschen aus den Gründungszeiten des Nuss/ Anaphylaxie Netzwerk (NAN) e.V. wiedergetroffen.
So schließt sich wieder mal ein Kreis, und dafür bin ich sehr dankbar.

Ebenfalls dankbar bin ich für das Hybrid-Angebot im Systemischen Institut, das mir in der zweiten Jahreshälfte eine Online-Teilnahme ermöglichte.

TINA-STUDIE, ABITUR, AUGENKLINIK

2022 startete mein Sohn mit der 👉TINA-Studie an der Berliner Charité.
Zwar leider in der Vermeidungsgruppe, aber die Anfangs-Provokationstestung war aufschlussreich und wir hoffen auf das zweite Jahr.

Meine Tochter absolvierte ein tolles Abitur – und (auch wenn ich keine Ahnung habe, wie sie sooo schnell erwachsen werden konnte) ich bin mega-stolz auf sie!

Das einzig wirklich unangenehme dieser ersten Jahreshälfte war eine heftige Augenentzündung, die mich über Monate geärgert hat und im Oktober in einer Augen-OP gipfelte.
Die war allerdings in der zweiten Jahreshälfte schon fast nebensächlich…

Es waren also echt gute 6 Monate, und ich hatte Pläne fürs zweite Halbjahr!

Dann kam alles anders.

JULI BIS DEZEMBER: KREBS

Kurz vor dem Sommerurlaub erhielt ich die Diagnose Brustkrebs.

Ein Schock!

Und ein Déjà-vu, denn 2020 hatte ich während einer geplanten OP schon einmal einen zufälligen Krebsbefund, der sich aber durch eine zweite Operation komplett beheben ließ.

Nun also nochmal.

Wieder früh erkannt und gut behandelbar – aber bis zu dieser Erkenntnis vergingen Wochen.

Es folgten Medikamente, zwei Operationen und zahlreiche weitere Untersuchungen, mit immer wieder neuer Wartezeit, neuer Angst, neuen Fragezeichen…

Ich dachte eigentlich immer, man bekommt mit der Diagnose einen Therapieplan, den man nach und nach „abarbeitet“.

Bei mir war das nicht so.
Mittlerweile ist die Medizin so weit, dass sehr individuell geschaut wird (zum Glück!).
Das hatte bei mir zur Folge, dass es keinen Plan gab, sondern immer wieder neue „Situationen“, Erkenntnisse, Optionen.

Erst Ende September stand fest, dass ich tatsächlich keine Chemotherapie brauchte, sondern „nur“ noch eine Strahlentherapie und Medikamente.

Das dürfte auch die Erklärung für mein „blendendes“ Aussehen sein:
Ich habe Haare auf dem Kopf und eine gesunde Gesichtsfarbe; die Therapie-Nebenwirkungen sieht man mir so nicht an. 😉

UNTERNEHMERISCHE ENTSCHEIDUNGEN: ALLERGO-LOGISCH IM KRISEN-MODUS

Als selbstständige Einzelunternehmerin stehst du in einer solchen Situation vor der existenziellen Frage, ob und wie du weiter arbeiten kannst/ willst/ musst:
Ohne Arbeit kein Einkommen – so einfach ist das. 🤷🏻‍♀️

Nun mache ich meine Arbeit ja sehr gern, und durch die aufgebauten Online-Strukturen bin ich maximal flexibel aufgestellt.
Meine Arbeit erfüllt mich mit Sinn, und nach einer Krebsdiagnose kann Arbeit auch wohltuend sein, weil sie von anderen Fragen ablenkt.

Ich beschloss also zu arbeiten, so lang und so gut ich es konnte.

Zwischen Urlaubs-Rückkehr und Operation führte ich daher die geplanten Lehrer-Fortbildungen durch, um die betroffenen Familien beim Schulstart nicht allein zu lassen.

Ergänzend erstellte ich eine Online-Version meiner bewährten Basis-Fortbildung für Kitas und Schulen:

👉“Anaphylaxie KOMPAKT“ mit Video-Aufzeichnung, Script sowie sämtlichen relevanten Unterlagen ergänzt seitdem mein Schulungs-Portfolio!
So konnte ich den Familien und Einrichtungen weiterhin zu einem sicheren Schulstart mit Anaphylaxie-Risiko verhelfen, ohne selbst anwesend sein zu müssen.

Die oben beschriebenen immer neuen Diagnostik- und Therapie-Wendungen führten dann ziemlich bald zu absoluter Plan(ungs)losigkeit.
Dementsprechend konnte ich auch keine Beratungen, Workshops oder Schulungen mehr terminieren.

Also trat ich die Flucht nach vorn an:

Ich machte meine Diagnose öffentlich (👉„Haidi hat nicht aufgepasst“) und zog mich – soweit ich überhaupt arbeitsfähig war – in die „Hintergrund-Arbeit“ zurück.

Ich fokussierte mich auf Hilfestellungen, die jederzeit gebraucht werden, und machte einzelne Video-Workshops inkl. Begleitmaterialien online buchbar.
So stehen jetzt allen Allergie-Familien 24/7-Hilfen zum 👉Schwerbehindertenausweis (Antrag und Widerspruch) und zu 👉Klassenfahrten (Planung und Durchführung) mit Nahrungsmittelallergien und Anaphylaxie-Risiko zur Verfügung.

Und die 👉„Nussfreie Weihnachtszeit“ bot auch in diesem Jahr wieder konkrete Hilfestellung für Genuss ohne Allergene!

Mit meinem 👉Allergie-Adventskalender konnte ich wieder fast 200 Allergie-Familien helfen.

Darüber hinaus führte ich lediglich die vom DAAB e.V. organisierten Online-Kinderschulungen durch.
Den ein oder anderen Termin mussten wir zwar verschieben oder auch inhaltlich etwas abwandeln, weil ich körperlich eingeschränkt war.
Aber letztendlich konnten alle geplanten Schulungen stattfinden, und alle (einschließlich mir selbst) waren happy und zufrieden damit!

COMMUNITY: SCHÖNES IN UND AUS DER ALLERGIE-FAMILY

Wie oben erwähnt, hat sich mein Jahresmotto COMMUNITY mehr als bewährt.

Was als Herzensprojekt begann, wuchs schon in den ersten Wochen zu einer wirklich bereichernden Gemeinschaft zusammen.
Die FAMILY-Mitglieder erfuhren schon sehr früh von meiner Diagnose, und sehr schnell entstand die Idee, sich einmal monatlich zu einem Online-Elternstammtisch zu treffen.

So stellte ich die ALLERGIE-FAMILY beitragsfrei und pausierte die FAMILY-internen Workshops und die begleiteten Online-Treffen für Eltern und Kinder.
Der passwortgeschützte Mitgliederbereich mit der Allergothek stand natürlich allen Mitgliedern weiterhin zur Verfügung.
Über die „Elternstammtische“ und FAMILY-WhatsApp-Gruppe blieben wir eng verbunden.

Im September kam es spontan zu einem altersübergreifenden Online-Treffen mit den FAMILY-Kindern.
Ebenso spontan wurde dabei die Mutmach-Mitmach-Aktion #zeigthereuernotfallset geboren.
Am Ende entstand daraus eine Mutmach-Collage aus knapp 70 Notfallset-Fotos, vom Baby bis hin zu erwachsenen Allergiker*innen!

Die ALLERGIE-FAMILY hat meine Krankheits-Phase nicht nur überstanden, sondern ist in dieser Zeit sogar noch gewachsen:
Trotz offizieller Schließung sind auf ausdrücklichen Wunsch neue Mitglieder-Familien hinzugekommen, und COMMUNITY wird gelebt!

Am 01.02.2023 startet die ALLERGIE-FAMILY wieder neu, und 👉du kannst dabei sein!
Bis 31.01.23 gilt der Frühbucher-Vorteil, also nutze ihn!

FAZIT: WAS BLEIBT?

Meine Akut-Therapie ist seit Ende November erfolgreich beendet, ich bin ganz vollständig und offiziell KREBSFREI 🎉, und es geht mir soweit ganz gut.

Aktuell erhole ich mich noch von den Strapazen; im Januar geht es in die Reha, und ab Februar werde ich wieder voll arbeiten.

Was bleibt, ist ein Gefühl von unendlicher Dankbarkeit:

  • für meine Familie, Freund*innen und Kolleg*innen, die mich immer unterstützt und nicht allein gelassen haben!
  • für meine Kund*innen (allen voran den FAMILY-Mitgliedern), die mir treu geblieben sind und wahnsinnig viel Verständnis und Geduld gezeigt haben!
  • für die tolle Zusammenarbeit mit dem DAAB e.V., der in der schwierigen Zeit höchstflexibel agiert hat!
  • für die individuellen medizinischen Möglichkeiten in der Krebs-Vorsorge, -Diagnostik und -Therapie!
  • für mein Leben in Liebe, Gesundheit, Sicherheit und Freiheit – DAS ist alles, was zählt, und nichts davon ist selbstverständlich!

2023 – WAS KOMMT?

Business as usual?

Mitnichten.

Dieser 💩🦀 hat einen Vorteil:
Man schaut sehr genau aufs eigene Leben.

Mir ist sehr bewusst geworden, was ich an meiner Arbeit besonders schätze und wohin mein Fokus geht:

COMMUNITY, und die daraus entstehende VERBUNDENHEIT mit den Menschen, mit denen ich arbeite.

Und so starte ich 2023 unter dem Motto VERBUNDENHEIT.

Die ALLERGIE-FAMILY bildet dabei das Zentrum meiner Arbeit.

Ergänzend dazu wird aus meinen bewährten Anaphylaxie-Beratungskonzepten und dem Systemischen Elterncoaching etwas Neues entstehen – Stichwort VERBUNDENHEIT…

„MAMA, DU BIST DIE STÄRKSTE FRAU, DIE ICH KENNE!“

Ja, ich bin stark.

Und ich kann Menschen zusammenbringen, ich kann ihnen Mut machen und ihnen ein besseres Leben trotz und mit Anaphylaxie-Risiko ermöglichen.

VERBUNDENHEIT! 💚

2022 darf gehen.

2023 kann kommen!

Herzlichst

Kristina Schmidt

P.S. Kann Spuren von Wissen enthalten!

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